Fünf platonische Körper aus Silber geschmiedet

Hier befasse ich mich mit den fünf platonischen Körpern, geometrischen Körpern voller Harmonie.
Warum Harmonie? Alle Flächen sind gleich, alle Flächen stehen im gleichen Winkel zueinander. Alle Ecken und alle Kanten sind gleich und alle Eckenwinkel und alle Kantenwinkel sind gleich, alle Flächen sind gleichseitig und gleichwinklig. Alle Ecken haben denselben Abstand vom Mittelpunkt.
Es gibt noch viel mehr dieser faszinierenden Eigenschaften.

Platonische Körper - Silber glühen

Auch aus der Sicht des Schmiedens, also der plastischen Verformung ein spannendes Thema:
Ich glühe einen Barren Feinsilber und schmiede kräftig damit das Material geschmeidig wird.

Platonische Körper - Silber stauchen

Dabei stauche ich das Silber damit es gleich eine kompaktere Form bekommt.

Platonische Körper - Würfel schmieden

Zunächst schmiede ich einen möglichst ebenmäßigen Würfel.

Platonische Körper - Würfel

Der Würfel, auch Hexaeder, ist einer der platonischen Körper:
Er hat 6 quadratischen Flächen, 8 Ecken und 12 Kanten.
Dieser Würfel aus Feinsilber hat bei einer Kantenlänge von 27 mm ein Gewicht von ca. 200 g!

Platonische Körper - Würfel anzeichnen

Damit ich beim Weiterschmieden den Überblick über die neu entstehenden Flächen nicht verliere zeichne ich Hilfslinien auf die sechs Flächen des Würfels.

Platonische Körper - vom Hexaeder zum Oktaeder

Hier schlage ich auf die Ecken wodurch 8 gleichseitigen Dreiecke gebildet werden.
Die Quadrate werden dadurch an den Ecken überschnitten. Diese Flächen werden wieder zu Quadraten aber durch die Überschneidungen werden diese kleiner und um 45° verdreht.
Meine Hilfslinien sind nun deren Diagonalen.

Platonische Körper - Flächen überschneiden

Übrigens, wenn ich so weiterschmiede bis die 8 gleichseitigen Dreiecke sich wiederum überschneiden, also bis die Ecken (des Würfels) zu Flächen und die Flächen zu Ecken werden, entsteht ein Oktaeder.
Die Mathematiker sagen dual: Hexaeder und Oktaeder sind zueinander duale Körper.

Platonische Körper - Oktaeder

Das Oktaeder, der Achtflächner, hat 8 gleichseitige dreieckige Flächen, 6 Ecken und 12 Kanten. Dieses Exemplar, das ein Kilo auf die Waage bringt, ist aus einem Barren Feinsilber geschmiedet. Es hat hat eine Kantenlänge von 59 mm.

Platonische Körper - ausglühen

Zurück zu meinem Würfel mit eingedrückten Ecken. Dieser Körper hat übrigens einen Namen: Das Kuboktaeder. Man kann es auch genausogut als Oktaeder mit eingedrückten Ecken sehen, die dann zu Quadraten werden.
Das Kuboktaeder hat 8 gleichseitige dreieckige und 6 quadratische Flächen, macht zusammen 14 Flächen.

Platonische Körper - schmieden

Die sechs quadratischen Flächen schlage ich jetzt jeweils an zwei ihrer diagonal gegenüberliegenden Ecken so schräg ein dass aus je einem Quadrat 2 Dreiecke entstehen.

Platonische Körper - vom Kuboktaeder zum Ikosaeder

8 Dreiecke hatte der Kuboktaeder schon und aus seinen 6 Quadraten habe ich 12 Dreiecke geschmiedet. Der neue Körper besteht nun also aus 20 Dreiecken. Man kann noch gut die Hilfslinien des ehemaligen Würfels erkennen, die die Quadrate mittig geteilt haben. Jetzt liegen Sie auf den Kanten der Dreiecke.

Platonische Körper - Ikosaeder

Das ist das Ikosaeder.
Der Zwanzigflächner hat 20 gleichseitige dreieckige Flächen, 12 Ecken und 30 Kanten. Stehen alle Flächen im gleichen Winkel zueinander, so sind alle Kanten, alle Eckenwinkel und alle Kantenwinkel gleich, alle Flächen sind gleichseitig und gleichwinklig ec.ec.

Was passiert jetzt, wenn ich dem Ikosaeder die Ecken einschlage? Sie ahnen es!

Platonische Körper - Fussball

Ein Fußball! Der Fussball besteht aus 12 Fünfecken und 20 Sechsecken aus Leder. Die sich durch den Luftdruck nach aussen wölben und so eine Kugel bilden.
Aber nur wenn weiches Leder verwendet wird und die Flächen durch Luftdruck gewölbt sind. Das Objekt in Silber auf dem Bild nennt sich „abgestumpftes Ikosaeder“, und ist ein archimedischer Körper.

Platonische Körper - Ikosidodekaeder

Auch die nächste Stufe beim Schmieden ist ein archimedischer Körper, der „Ikosidodekaeder“

Platonische Körper - vom Ikosaeder zum Dodekaeder

Schmiede ich jetzt wieder so weiter dass die Ecken Flächen und die Flächen Ecken werden entsteht ein Körper aus 12 regelmässigen Fünfecken, mit 20 Ecken und 30 Kanten.

Platonische Körper - Dodekaeder

Das ist dann das Pentagondodekaeder (Fünfeck-Zwölf-Flächner) hier kurz Dodekaeder. Auch das Ikosaeder und das Dodekaeder sind zueinander duale Körper.

Platonische Körper - der Würfel im Dodekaeder

Der Würfel ist über Hilfslinien auch noch da zu erkennen.

Platonische Körper - das Tetraeder im Würfel

Nun sind während des Schmiedeprozesses vier der fünf platonischen Körper entstanden.
Es fehlt noch das Tetraeder. Hier habe ich auf den Würfel so ein Tetraeder gemalt als wäre der Würfel durchsichtig.

Platonische Körper - Tetraeder

Das Tetraeder ist ein Sonderfall. Es hat nur 4 (gleichseitige dreieckige) Flächen, genauso viele Ecken, nämlich 4 und 6 Kanten. Sein dualer Körper ist auch ein Tetraeder (drückt man die Ecken ein, so dass die Ecken Flächen und die Flächen Ecken werden, bildet sich wieder ein Tetraeder).
Als platonischer Körper ist der Vierflächner eigentlich nicht ohne entsprechendes Gesenk schmiedbar, da er keine 2 gegenüberliegenden Flächen hat. Ich habe es trotzdem geschmiedet.
Hier ein Bild des Exemplars auch aus Feinsilber mit einem Gewicht von 133 g und einer Kantenlänge von 48 mm.

Platonische Körper - die fünf platonischen Körper

Dies war ein kleiner Einblick in die fünf platonischen Körper aus Sicht der plastischen Verformung. Weitere faszinierende Eigenschaften können Sie auf dieser fantastischen Webseite entdecken: www.mathematische-basteleien.de