Ein Kunde möchte sich von mir eine Halskette für Männer aus reinem Gold schmieden lassen. Ein schöner Anlass wieder eine „Geschichte aus der Goldschmiede“ zu schreiben. Ausgangsmaterial ist ein Barren reines Gold. Ich rechne aus wie stark das Material sein muss und wie gross die Ösen und fertige ein Probestück aus Feinsilber. Dieses rechne ich auf das Gold hoch.
Halbzeug aus einem Goldbarren herstellen
Der Goldbarren wird zunächst glühend, grob geschmiedet. Dabei wird das Edelmetall erst einmal gänzlich durchgeknetet und bekommt ein homogenes Gefüge.
Der entstandene Rohling wird dann wieder ausgeglüht, abgeschreckt und vierkantig in die Länge geschmiedet. Beim Schmieden verfestigt sich das Gold. Damit es wieder weich und erneut schmiedbar, duktil wird muss das Gold zwischendurch immer wieder ausgeglüht werden. Dann kann erneut geschmiedet werden.
Die vierkantige Stange aus Feingold wird durch die Rillen einer Drahtwalze immer dünner und in die Länge gewalzt. Immer wieder wird zwischengeglüht. Vor dem Ausglühen wird die Stange mit Hammer und Amboss gerichtet.
So wird aus der Feingold Stange peu à peu ein Feingold Draht.
Als nächstes kann der weiche Draht aus Feingold durch ein Zieheisen gezogen werden. Wie bei der Walze werden die Löcher immer kleiner. Gegriffen wird der Draht nun mit einer speziellen Ziehzange.
Der immer länger werdene Draht muss jetzt zum Glühen aufgerollt werden.
Damit der Draht durch die Löcher des Zieheisens gesteckt werden kann muss von Hand eine Spitze geschmiedet werden.
Kette anfertigen
Nach unzähligen Arbeitsschritten ist aus dem Barren Gold, Feingehalt 999 dünner und gut 3 Meter langer Draht geworden.
Jetzt kann die Anfertigung der Kette beginnen. Vorher hatte ich ausgerechnet wie viele Glieder ich für die gewünschte Länge brauchen werde.
Als erstes wird der fertige Draht auf ein zylindrisches Eisen gewickelt.
Die gewickelte Spirale wird mit dem Vornschneider aufgeschnitten. Dieser Vornschneider ist eine speziell geschliffene Zange, nur für weiche Drähte, die den Draht einseitig annährend gerade abschneidet.
Ich schneide die andere Seite auch noch gerade, die kleinen abgeschnittenen Krümelchen lege ich auf die Seite, die brauche ich später noch.
Ich muss alle Stöße noch feilen und schließen damit sie später spaltfrei aneinander liegen. Die so vorbereiteten Ösen lege ich zum schweißen auf die Holzkohle und von den abgeschnittenen Krümelchen lege ich jeweils eines vor die Fuge jeder Öse, so dass es berührt.
Mit einer kleinen, spitzen, sehr heißen Flamme halte ich genau auf den Krümel Gold. Das flüssige Tröpfchen Gold zieht durch Kapillarwirkung in die Fuge.
Zunächst schmiede ich die so entstandenen Ringe rundum auf einen durchgängig gleichmäßigen Drahtdurchmesser
Nach erneutem Glühen schmiede ich die Ringe vierkantig im Querschnitt, wobei sie wieder grösser werden und stauche sie dann alle auf den gleichen Ring- Innendurchmesser.
Das dauert eine Zeit, hier ein Eindruck.
Über einen stählernen Stab werden die Kettenglieder gebogen und zu einer Doppelschlaufe zusammengelegt.
Wenn ich richtig gerechnet habe passt die Schlaufe eines Kettengliedes genau durch die zwei Schlaufen des letzten Kettengliedes.
Sie wird durchgesteckt und zusammengebogen.
Vorsichtig, in kleinen Schritten und dabei immer wieder von allen Seiten betrachtet, damit die Kette schön und gleichmäßig wird.
Zum Schluss justiere ich das neue Kettenglied mit Stählen oder feinen Zangen.
Ringverschluss für die Kette schmieden
Bei der Herstellung des Halbzeugs habe ich ein Stück des vierkantig gewalzten Drahtes für den Ringverschluss auf die Seite gelegt und achtkantig geschmiedet.
Dieses wickle ich wieder wie schon vorher bei den Kettengliedern zu einer Spirale und schneide diese zu Ringen auf.
Hier schneide ich die Enden eines Ringes zu, diesmal mit der Vorderseite der Zangenschneide, sondern mit der Rückseite- denn ich will sie nicht zuschweissen sondern eine Passung ausarbeiten.
Die Passung wird anschließend gefeilt und gerichtet.
Ein Stück dünner Draht wird angeschweisst. Das wird die Verdrehsicherung.
Durch das Schweissen ist der Ring ausgeglüht und somit weich. Zu weich für einen offenen Verschlussring, darum wird er jetzt mit noch abgespreizter Verdrehsicherung kräftig geschmiedet wodurch das Gold verfestigt wird. Das nennt man Kaltverfestigung, ich schreibe darüber in meinem Glossar.
Der Verschlussring wird in eine der Schlaufen des letzten Kettenglieds eingehängt, die eine Schlaufe zurück-, die andere herausgezogen und durch den noch etwas geweiteten Spalt des Ringes gelegt.
Dann werden die Schlaufen wieder vorsichtig zurück verzogen, bis sie gleichmäßig zu liegen kommen. Deutlich sieht man zwischen den Schlaufen die um den Ring gelegte Verdrehsicherung. Die Verdrehsicherung verhindert dass sich der Spalt nach vorne dreht.
Der eben verschlossene Ringverschluss. Hier liegen die Spalte noch übereinander. Bei gestreckt hängender Kette befinden sich die Spalte seitlich an den Verschlussringen, die Stellung in der die beiden Ringe sich durchdringen, kann beim Tragen nicht zufällig erreicht werden, so kann die Kette sich nicht unbeabsichtigt öffnen.